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Archive for the ‘Bewegung’ Category

Stabi-Training, Sturz-und Sarkopenie-Prophylaxe

So, 21. August 2022 2 Kommentare

Alles drei oft unterschätzt und doch so wichtig bei fortschreitendem Alter

Auch wenn man wie ich fast sein ganzes Leben Sport gemacht hat – in verschiedenen Lebensphasen durchaus unterschiedlich intensiv, auch meinen Gelenk-OPs geschuldet – verliert man an Kraft und Muskelmasse, wenn man das nicht ganz gezielt trainiert. Ab dem Alter von 30 Jahren sind es ca. 1% pro Jahr wenn man nicht dagegen steuert. Warum sind Muskelmasse und Muskelkraft so wichtig? Stabilität, Kraft- und Kraftausdauer sind die Lebensversicherungen im Alter.

Ohne ein intakte Muskulatur wird der Gang im Alter zunehmend unsicherer, unbeabsichtigtes Stolpern kann nicht mehr abgefangen werden und führt auch mangels Stabilität zu Stürzen. Dies ist nicht selten, wenn Knochenbrüche damit einhergehen (der klassische Oberschenkelhalsbruch), das Ende der Selbstständigkeit und der Anfang einer Pflegebedürftigkeit. Bei Frauen verstärkt sich dieser Effekt noch durch Osteoporose, Männer sind davon deutlich seltener betroffen.

MTB mit Andreas Brückner von Vitova
Mit meinen Fitness-Coach Andreas Brückner von Vitova auch mal abseits des Studios auf dem MTB unterwegs

Trotz allem waren Krafttraining und das Fitness-Studio wider besseres Wissen nicht meine besten Freunde. Aber Freundschaften müssen ja bekanntlich gepflegt werden. Vor über einem Jahr habe ich daher beschlossen, mein spezielles Kraft-, Fitness- und Stabilitätstraining wieder aufleben zu lassen im Vitova-Medifit-Studio in Wiesbaden-Nordenstadt. Und ja, es hat viel gebracht, bei übrigens ’nur‘ zwei Krafttrainings-Einheiten pro Woche, neben meinen sonstigen regelmäßigen Sportarten wie Laufen, MTB und Tischtennis und gelegentlichem Bergwandern. Dies nicht nur gefühlt, sondern Dank der InBody-Technik auch messbar schwarz auf weiß. Neben der Tatsache, dass meine Schulterprobleme auf Grund einer vor Jahren gerissenen Infraspinatus-Sehne und das immer mal wieder aufflammende Muskelzwicken im Oberschenkel, der 2018 revisionierten Hüft-TEP, komplett verschwunden sind, zeigen auch die Vergleichswerte im Abstand von einem Jahr eine messbare Verbesserung der Muskelkraft und Muskelmasse, ein reduziertes Gesamtkörperfett sowie ein signifikant reduziertes Viszeralfett (das böse nicht sichtbare Bauchfett), bei gleichzeitigem Gesamtgewichtsverlust – ohne dass ich dabei übrigens meine Ernährung geändert oder umgestellt habe.

Warum schreibe ich das hier:

Ich möchte alle motivieren, egal im welchem Alter, gezieltes Kraft-Training, anfangs zwingend unter Anleitung, zu beginnen. Dazu unbedingt auch noch Stabilitätstraining auf einem Wackelbrett, im Einbeinstand oder Ähnlichem einzubauen. Auf den Rat meiner Physiotherapeutin putze ich mir z.B. seit ca. 2 Monaten täglich die Zähne im Einbeinstand. Anfangs noch mit leichter Finger-/Hand-Untertützung, um nicht umzufallen, inzwischen ist das nicht mehr notwendig. Als nächste Stufe werde ich das dann auf einem Balance Pad versuchen. Das kostet keine zusätzliche Zeit und ist wirklich extrem effektiv. Für alle mit künstlichen Gelenken ist das Thema Muskeln und Stabilität selbstredend nochmal wichtiger.

Um meinen Beitrag auch wissenschaftlich etwas zu untermauern, empfehle ich Euch unbedingt nachfolgende Podcast-Folge von Prof. Dr. Ingo Froböse und dem Sportmoderator Peter Großmann zum Thema Krafttraining aus der sehr kurzweiligen Podcastreihe „Die wundersame Welt des Sports“.

Gesundheitsworkshop am 17.9.2022 in Bonn

Mit künstlichen Gelenken oder Arthrose beweglich sein und bleiben 

Slowjogging, Stabilitätstraining und Sturzprophylaxe, Fachvorträge zu Ernährung und zur Digitalisierung im Gesundheitswesen, sowie Rahmenprogramm

Hüft- und Knie-TEPler, d.h. Menschen mit künstlichen Gelenken sowie von Arthrose Betroffene, treffen sich zum Austausch und zur bewegungsfreudigen „Weiterbildung“ zu einem „Gesundheitsworkshop“ in Bonn, Nordrhein-Westfalen: 
Vom 16. bis 18. September findet dort der 3. TEPFIT-Gesundheitsworkshop unter dem Motto: „Mit künstlichen Gelenken oder Arthrose beweglich sein und bleiben“ statt. 
Das Programm mit einem Chefarzt-Vortrag zur Ernährung, einem Vortrag über die neuen digitalen Möglichkeiten im Gesundheitswesen, Einführung und Ausprobieren des gelenkschonenden Slowjoggings, sowie Stabilitätstraining und Sturzprophylaxe unter fachlicher Anleitung wendet sich sowohl an bereits operierte TEP-Träger als auch an von Arthrose betroffene Menschen, die zum einem erfahren wollen, wie man ein künstliches Gelenk ggf. etwas aufschieben kann und zum anderen wissen möchten, was bzw. wie man alles wieder sportlich mit künstlichen Gelenken machen kann!

Veranstalter: ArthroseKompetenzNetzwerk TEPFIT e.V. zusammen GK-Bonn und alley

Ort: Cafeteria des Gemeinschaftskrankenhause St. Petrus in Bonn, Bonner Talweg 4-6, D-53113 Bonn
Preis:EUR 30,00(*) inkl. kleinem Mittags-Lunch und Getränken am 17.09.2022
Vereinsmitglieder zahlen nur EUR 8,00(*)
(*) Übernachtung, Abendessen und Rahmenprogramm sind nicht im Preis enthalten

Hier geht’s direkt zur Anmeldung – Anmeldeschluss 19.08.2022
(Die Teilnehmerzahl ist auf max. 50 begrenzt)

Workshop-Programm am Samstag, den 17. September

09:30 – 10:00 UhrBegrüßung Vereinsvorstand und Partner-Vertreter (alley, GK-Bonn)
10:00 – 10:45 UhrFachvortrag „Ernährung bei Arthrose und mit künstlichen Gelenken“
Dr. med. Markus Menzen, Chefarzt des Diabeteszentrums, GK-Bonn
11.00 – 11:45 UhrDigitalisierung im Gesundheitswesen, (DiGA, ePA, eRezept und Co)
Manuel Mandler, Gründer und CCO bei alley
12.00 – 14.00 UhrMittagspause, Lunch und Zeit zum Austausch 
14.00 – 15.00 UhrStabilitätstraining und Sturzprohylaxe Julia Babczynski
Leiterin der therapeutischen Dienste im GK-Bonn (*)
15:15 – 17.00 UhrSlowjogging mit der zertifizierten Slowjogging Trainerin und
TEPFIT-Gruppenmitglied Petra Broszat (Outdoor) (*)

(*) Bitte für die Programmpunkte am Nachmittag bequeme Sportschuhe oder Sneakers (ohne Absätze) dabei- oder anhaben.


Rahmen- und Partnerprogramm:

Freitag, den 16.9.2022 
Um 17:00 Uhr für alle, die bereits angereist sind, eine priv. Führung Schloß Drachenburg – Findet nur bei mind. 10 Teilnehmer statt. Danach ca. 19:30 Uhr für alle bereits am Freitag Anreisende ein gemeinsames Abendessen.

Samstag, den 17.09.2022 

Tagsüber:Für mitreisende Partner je nach Anzahl und Bedarf ein Partnerprogramm.
Abends:Abschluss-Beisammensein und Austausch mit gemeinsamen Abendessen.

UPDATE: Liebscher & Bracht – Wer heilt hat trotzdem nicht Recht?

Mo, 14. Februar 2022 17 Kommentare

Update am 14.02.2022
Sind sind leider sehr rar, die kritischen Auseinandersetzungen von wissenschaftlicher Seite mit Liebscher & Bracht. Umso besser, dass ganz aktuell eine wissenschaftliche Ausarbeitung zu den vielen unbewiesenen Thesen und Heil-Versprechen von L&B veröffentlicht wurde, die praktisch alles, was L&B behaupten und behandeln, als nicht Evidenz basierend entlarvt – oder einfacher ausgedrückt als Unsinn.
Diese Veröffentlichung in der Zeitschrift für Orthopädie und Unfallchirurgie 01/2022 (Thieme) wurde von Fachärzten, Wissenschaftlern und Therapeuten (werden alle im Beitrag genannt) zusammen erarbeitet und hat die Überschrift:
„Keine Evidenz für die biomechanischen und pathophysiologischen Erklärungsmodelle muskuloskelettaler Erkrankungen nach Liebscher & Bracht“
Sie kann hier kostenlos als PDF-Datei heruntergeladen werden.
Wer es lieber als Web-Seite lesen möchte, der wird hier fündig:

Ursprünglicher Artikel aus November 2017
Roland Liebscher & Dr. Petra Bracht (kurz L&B) sind in den Social-Media-Kanälen beim Thema Schmerztherapie und Arthrose fast allgegenwärtig. Gibt man z.B. in der YouTube-Suche ‚Arthrose‘ ein, prangt einem Roland Liebscher mit unzähligen Videos entgegen.

Auch in unserer TEPFIT-Facebook-Gruppe und in anderen Gruppen, die sich mit Arthrose beschäftigen, wird oft und sehr engagiert über L&B diskutiert.

Da ich den Versprechungen von Liebscher & Bracht wie z.B.

90 Prozent der Gelenkschmerzen werden meistens bereits in der ersten Behandlungsstunde dauerhaft behoben 

und deren Vorwürfen an die Schulmedizin, lt. Liebscher die ‚herkömmliche Medizin‘ – hier wörtlich aus dem Buch „Die Arthroselüge, Goldmann-Verlag, erschienen am 16.10.2017 – auf Seite 19“

Die heutige Realität bezüglich Arthrose und Schmerzen ist ein Jahrhundertirrtum der Medizin

zumindest skeptisch gegenüber stehe, habe ich mich in den letzten Wochen recht intensiv mit Liebscher & Bracht beschäftigt. Dazu habe ich Fachleute (Mediziner und Physiotherapeuten) befragt, intensiv die L&B-Web-Auftritte analysiert, mir einige der Vorträge von Roland Liebscher – auch den zur Arthroselüge – auf YouTube angesehen, die L&B Facebook-Gruppen verfolgt und mich durch das aktuelle Buch „Die Arthrose-Lüge“ gekämpft. Ich muss zugeben, letzteres ist mir zeitweise schwer gefallen ist. (Siehe meine Rezension auf Amazon)

Bewegung der Gelenke im goldenen Herbst

Man sollte auch noch wissen, dass Roland Liebscher keinerlei medizinische Ausbildung hat und seine Frau Dr. Petra Bracht Fachärztin für Allgemeinmedizin und Naturheilkunde ist, wie die beiden selbst auf ihren Webseiten darlegen.

Es sieht nach Sichtung der vielen Informationen und Informations-Quellen so aus als gäbe es nur Personen, die L&B entweder in den Himmel heben oder wegen deren aggressiven Werbung und umstrittenen Aussagen in die Hölle wünschen.
Es scheint eine Art Parallelwelt zu geben:
Auf der einen Seite die Mediziner und ausgebildeten Experten (Chirurgen, Orthopäden, Physiotherapeuten, Sportmediziner), die von L&B wenig halten oder sogar teilweise nicht kennen (mag daran liegen, dass sich medizinische Fachwelt nur zögerlich den neuen Medien öffnet) und auf der anderen Seite die eingeschworene L&B-Fraktion: Bestehend aus denjenigen, die sich eigenfinanziert zu L&B Schmerztherapeuten haben ausbilden lassen und dann die gelernten L&B Methoden auch wirtschaftlich nutzen möchten und deren Patienten, die nach einigen erfolglosen Operationen mit schlechten Ergebnissen endlich auf Hilfe, auch aus dem Internet, hoffen.
Die Krankenkassen scheinen auch nicht überzeugt von der L&B- Therapie zu sein, da keine der angebotenen Leistungen von der Kasse bezahlt werden. Jetzt kann man entweder ein Komplott der „Medizin-Mafia“ als Grund vermuten – so wie es die L&B-Anhänger tun – oder es gibt eben einfach fachliche und sachliche Gründe, keine Kassenleistungen für diese Behandlungsmethode zu gewähren.
Die Erkärung ist vermutlich ebenso simpel wie einleuchtend: Die vom Roland Liebscher nach seinen Aussagen durch jahrelange Forschung perfektionierte „Osteopressur“ – ein in der Medizin nicht existierender Begriff – mit der 72 bekannte Schmerzpunkte behandelt werden, ist einfach nur ein Kombination aus bereits altbekannten und bewährten Elementen der konservativen Therapien, wie Akupressur (Shiatsu), manuelle Therapie, Physiotherapie, Osteopathie und neuerdings das Faszientraining.
Insofern möchte ich eine positive Wirkung der Behandlungsmethoden zusammen mit der ebenfalls propagieren ausreichenden Bewegung der Gelenke nicht in Abrede stellen – nur ist es eben keine ‚Weltneuheit‘, wie gerne behauptet wird.
Die Ausbildung (Fortbildung) zur einem L&B Schmerztherapeuten, die zwischen 2000,00 EUR und 3000,00 EUR kostet, dauert insgesamt nur vier Tage. Alleine da werde ich persönlich schon skeptisch. Damit sich ein Fachmediziner in Deutschland offiziell auch Schmerztherapeut nennen darf, muss dieser eine 12-monatige Zusatzausbildung absolvieren. Vermutlich deshalb ist ja auch auf der L&B-Webseite immer von ‚Die Schmerzspezialisten‘ die Rede. Diese Bezeichnung ist nicht geschützt!

Vom allseits bekannten, stets im Frühstücksfernsehen und auch sonst medial sehr präsenten Sportwissenschaftler, Prof. Dr. Ingo Froböse, der auf der L&B-Webseite mit seinem Namen wirbt, wollte ich wissen, ob es sportwissenschaftliche Untersuchungen zu L&B-Methoden gibt. Leider blieb meine nachfolgende Anfrage von Anfang Oktober unbeantwortet.

Sehr geehrter Dr. Froböse, ich schätze Sie als Sportwissenschaftler und Fitnessexperte sehr. Umso mehr erstaunt es mich, dass Sie, sofern man der Webseite von Liebscher&Bracht glauben kann, deren Aussagen und Therapien in den höchsten Tönen loben. Besonders deren Aussagen zur Arthrose, von Liebscher Arthroselüge genannt, sind sehr befremdlich und zumindest nach meinen Recherchen durch nichts bewiesen. Haben Sie eine wissenschaftliche Untersuchung zu den Methoden und Aussagen von Liebscher&Bracht, die Sie mir zukommen lassen könnten? Ich betreibe in FB selbst eine geschlossene Gruppe und habe auch zwei Bücher zum Thema künstliches Hüft- und Kniegelenk geschrieben. Da werden wir natürlich oft mit Liebscher&Bracht konfrontiert. Danke für eine Rückmeldung, gerne auch per eMail.

Ein Physiotherapeut, der auch Mitglied unsere Gruppe ist, hat mir auszugsweise auf meine Frage nach L&B wie folgt geantwortet:

Ich kann nach 25 Jahren Therapie sagen, dass keiner den Gral gefunden hat bzw. finden wird. Nahezu jeder neue Trend ist nichts als ein wiedergekäutes therapeutisches Verfahren im aufpolierten Gewand. Ich diskutiere diesbezüglich fast täglich mit meinen Physio-Kollegen, die jedem dieser Trends hinterher hecheln. Ich persönlich bin seit ein paar Jahren wieder zu den Wurzeln der „rehabilitativen Simplizität“ zurückgekehrt und fahre gut damit (auch wenn ich mich damit der Kritik von Kollegen und teilweise auch Patienten aussetze).

Dr. Georg Kaupe, Orthopäde und Sportmediziner aus Bonn, hatte sich ja bereits in unserer Facebook-Gruppe so geäußert:

Eine elementare Diagnose in der Medizin und indirekt die damit verbundenen Fakultäten sowie die dort arbeitenden Spezialisten der Lüge zu bezichtigen, ist schon ein sehr ambitioniertes Marketing. Wo sind die wissenschaftlichen Studien und zahlreichen Erfolge mit Statistik bitte zu finden? Beste Grüße aus Bonn Dr. Georg Kaupe, Facharzt für Orthopädie / Sportmedizin

Auch unseren sehr geschätzten Dr. Christian Fulghum, Chefarzt der endogap – Garmisch-Partenkirchen habe ich zu Liebscher & Bracht befragt, hier auszugsweise seine Antwort.

Seriös kann das nicht sein, dazu sind die Aussagen zu absolut (z.B.: 90% der Schmerzen in einer Behandlungsstunde eliminieren).
Eine Stellungnahme fällt mir derzeit entsprechend schwer, weil ich keine direkte Erfahrung damit habe. Geht wohl auch anderen so. Werde mich aber weiter erkundigen und sehen, was ich tun kann

Roland Liebscher habe ich ebenfalls persönlich über seine Web-Seite angeschrieben. Leider auch, wie bei Dr. Froböse, ohne eine Antwort! Nachfolgend mein Schreiben / meine Fragen:

Sehr geehrter Herr Liebscher,

ich muss zugeben, dass ich Ihren Aussagen wie ’90 % Schmerzfreiheit nach einer Behandlung‘ oder Ihren Aussagen zur Arthroselüge sehr kritisch gegenüberstehe. Zudem behaupten Sie wörtlich, ’sehr viele Patienten hätten mit einem künstlichen Gelenk, die gleichen Gelenkschmerzen wie vorher‘.

Damit stellen Sie elementare Diagnosen in der Medizin in Frage und bezichtigen indirekt die damit verbundenen Fakultäten sowie die dort arbeitenden Spezialisten der Lüge.

Ich selbst habe zwei künstliche Hüftgelenke, die auf Grund einer angeborenen Hüft-Dysplasie bereits im Alter von 39 und 51 notwendig wurden. Ich bin seitdem absolut schmerzfrei und sehr, sehr sportlich unterwegs. (Siehe hier: http://endoprothese-und-sport.de).

Daher hätte ich zwei Fragen, bzw. Bitten an Sie:

  1. Gibt es wissenschaftliche Studien, die Ihre Theorien und Aussagen beweisen und wenn ja, wäre es nett, wenn Sie mir die Quellen nennen würden. Ich würde diese dann auch mit Ihrer Genehmigung auf meinen Webseiten und/oder korrespondierenden FB-Seiten/FB-Gruppe veröffentlichen.
  2. Warum werden Ihre Therapien, die nach Ihren Aussagen vielen Patienten direkt helfen und zudem – nach Ihren Aussagen – die meisten unsinnigen OPs verhindern, nicht von der Kasse bezahlt, bzw. warum haben Sie keine Kassenzulassung?

Vielen Dank für Ihre Antwort im Voraus!

Ich wäre übrigens wirklich auf der Antwort von Roland Liebscher sehr gespannt gewesen. Ich persönlich finde die Aussagen in dem Buch „Die Arthroselüge“ mehr als fragwürdig und vor allen Dingen falsche Hoffnungen bei Betroffenen weckend. Die viel zitierte Studie, mit der bewiesen werden soll, dass Arthrose heilbar ist, beruht auf einem komplexen medizinischen Eingriff mit gerade mal zwanzig freiwilligen Probanden.
Dabei gab es zwar teils unerwartete Ergebnisse, allerdings bei einer äußerst risikobehafteten operativen Extensions-Methode mit Knochenbohrungen für eine Fixatur (siehe Zeichnung aus der Studie unter nachfolgendem Link). Zwei der Probanden bekamen eine Lungenembolie und insgesamt siebzehn!! (von zwanzig) eine einfache oder mehrfache Pin-Trakt-Infektion (Infektionen an den Bohrungen der Fixatur). Da man außerdem versäumt hat, die Einnahme von Medikamenten vor und während des Versuchs (der Behandlung) zu dokumentieren, kann man einen Einfluss auf das Ergebnis nicht ausschließen. Das wird ausdrücklich als Fehler im Studien-Aufbau benannt.
Alles im Original nachzulesen in dem ausführlichen medizinischen Versuchsbericht in englischer Sprache.
Warum allerdings bei einigen öffentlichen Auftritten von Roland Liebscher, wie zuletzt in der Sendung ‚Konkret‘ des ORF, die oben genannten Details dieser Studie nicht hinterfragt werden, wenn sich Herr Liebscher zur Begründung für seine Aussagen zur Arthroselüge darauf beruft, erschließt sich mir nicht wirklich. Es ist allerdings auch Methode und Teil seines Erfolges, dass er seine Theorien wie in einer Dauerschleife immer und immer wieder, teils etwas anders formuliert, gebetsmühlenartig wiederholt, bis der ermüdete Zuhörer oder Leser es dann einfach glaubt.
Eine andere Taktik ist es, so entwaffnend unwissenschaftliche Aussagen zu treffen, dass man denkt, er muss einfach Recht haben. Als Beispiel dafür mag nachfolgende Einleitung zu seinem Buch „Die Arthroselüge“ auf Seite 18 gut geeignet zu sein:

Arthrose und Schmerzen sorgen für viel Leid nicht nur in unserem Land, sondern auf der ganzen Welt. Wir haben nun eine äußerst erfreuliche Nachricht für Sie: Das Problem der Arthrose und Schmerzen ist gelöst. Fragen Sie uns nicht, warum gerade wir das geschafft haben. Es hat sich einfach so entwickelt und hat immerhin 30 Jahre gedauert

Immerhin eine Aussage in seinem aktuellen Buch auf Seite 107 hat mich nachdenklich gemacht. Dort steht zum Thema künstliche Gelenke folgendes zu lesen:

Wir fragen uns aber, wie man auf die Idee kommen kann, eine nachgiebige Originalgelenkfläche durch eine superharte aus Metall, Plastik oder Keramik zu ersetzen. Für uns stimmt das schon im Ansatz nicht, denn auf diese Weise übertragen sich Erschütterungen in bestimmten Gelenkwinkeln ungebremst auf die Knochen. Und da wundern sich die Konstrukteure, dass die Ersatzgelenke sich lockern?’

Hier sollten tatsächlich Fachmediziner und Hersteller mehr Anstrengungen unternehmen, um das künstliche Gelenk dem Originalen möglichst ebenbürtig zu machen. Erste Versuche mit nachwachsenden Gelenken aus Stammzellen bei Tieren gibt es bereits!

Mein Fazit:
‚Wer heilt hat Recht, aber nicht immer!‘
Deshalb sollte jeder, der meint, die L&B-Methoden könnte helfen, das ruhig mal ausprobieren und danach selbst beurteilen, ob das Geld gut angelegt war. Die Art und Weise, wie Liebscher & Bracht ihr Theorien verbreiten, mag man kritisieren – sie sind damit aber durchaus erfolgreich.

2021 – Das Jahr der digitalen Medizin?

Deutschland hat im Vergleich zu anderen Ländern bei der Digitalisierung in der Medizin noch immer Nachholbedarf. Das geht aus einer Bevölkerungsumfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach im Auftrag von Fresenius in Deutschland, Spanien und den USA hervor. Demnach sind vor allem Spanien, aber auch die USA, in mehreren Bereichen deutlich weiterentwickelt, wie das Ärzteblatt im Mai 2021 veröffentlicht hat.

Aber es ist deutlich zu spüren, dass von staatlicher Seite, aber vor allem durch agile Digital Health Startups (junge digitale Gesundheits-Unternehmen) der Versuch unternommen wird, hier kräftig aufzuholen.
Wenn man mal die ganzen Anglizismen und die scheinbar in der DNA der Startups liegenden modernen Begriffe wie ‚Value Based Managed Care‘, ‚Empowerment‘ oder ‚Patient-reported Outcome Measures‘ und ‚Patient-reported Experience Measures‘ = ‚PROMS & PREMS‘ – um nur einige zu nennen – außer Acht lässt, geht es im Wesentlichen um Folgendes:
Das Entwickeln von medizinischen Plattformen mit einer datenbasierten Qualitätstransparenz, einhergehend mit der Optimierung von Therapie und Versorgung, der die Patienten über deren gesamten Behandlungsweg möglichst individuell begleitet. Man verspricht sich dadurch Steigerungen von Effizienz und Qualität und idealtypisch kürzere Behandlungszeiten mit Kosteneinsparungen bei gleichzeitig höherer Zufriedenheit der Patienten – also eigentlich die Quadratur des Kreises.

Dabei wird es ohne die Sammlung und Verarbeitung von Massendaten oder – um im Terminus zu bleiben – ohne Big Data und künstliche Intelligenz (KI) nicht gehen. Und hier liegt auch in Deutschland eines der Probleme: Der Datenschutz.
So wichtig dieser natürlich ist, wird leider zu oft über das Ziel hinausgeschossen. Beispiele mögen die Corona-Warn-App (CWA) und die elektronische Patientenakte (ePA) sein. Letztere bietet bisher so gut wie keinen Mehrwert. Mehr als selbst digitalisierte Dokumente in die App zu laden, geht bisher nicht. Es sind kaum Arzt-Praxen angeschlossen und die Freigabe von Daten geht nur gesamt oder überhaupt nicht. Ein aktuelles Update hat zwar etwas nachgebessert, aber erst in der geplanten Ausbaustufe ab 1.1.2023 wird diese Anwendung wirklich Sinn machen, sofern die Planung auch eingehalten wird.

Staatlich finanzierte Projekte sind oft zu
schwerfällig, zu teuer und ineffizient

Es zeigt sich leider wie auch in anderen Bereichen, dass Projekte, wenn diese von staatlichen Stellen finanziert und beauftragt werden, viel zu schwerfällig sind. Brandaktuell ist die Meldung des Bundesministerium für Gesundheit (BMG) – Mehrheitseigner der für Umsetzung des E-Rezeptes und für die bisher mangelhafte ePA verantwortlichen gematik GmbH -, die zum 1.1.2022 geplanten Einführung des E-Rezeptes auf unbestimmte Zeit zu verschieben. Als weiteres Negativ-Beispiel mag der wirklich gute Ansatz der vom BMG erstellten Webseite gesund.bund.de inkl. zugehörigem YouTube-Kanal gelten. Man wollte erreichen, dass bei Anfragen an ‚Dr. Google‘, möglichst immer zuerst diese Seite mit gesicherten und validen Gesund-/Krankheitsinformationen gefunden wird. Lt. Information des Handelsblatt vom Sommer diesen Jahres hat diese Seite gerade mal 65.000 Besucher pro Monat und der zugehörige YouTube-Kanal zeigt die Abonnenten-Anzahl sicherheitshalber erst gar nicht an (vermutlich sind es unter 100, da der Kanal noch keine benutzerspezifische URL hat). Aber man kann sich die geringen Zahlen ungefähr denken, wenn z.B. das Video über Entstehung von Arthrose gerade mal 191 Aufrufe zum Zeitpunkt dieses Artikels hat.
Unser eigener, ohne jegliche finanzielle Mittel erstellter YouTube-Kanal TEPFIT, hat dagegen über 700 Abonnenten. Das am meisten aufgerufene Video liegt jenseits von 21.000 Aufrufen.
Es fehlt an intensiver Werbung für die Initiative des BMG und ein Vertrag mit Google, um diese Seite immer ganz oben anzuzeigen, wurde auf dem Klageweg von NetDoktor verhindert. So wurde leider aus einer guten Idee bisher nur ein mit vielen Steuergeldern – lt. Handelsblatt ca. 5 Millionen Euro pro Jahr – finanzierter Rohrkrepierer.


Die zahlreich entstandenen und entstehenden Digital Health Startups sind da viel flexibler und agiler. Um allerdings als Medizinprodukt zugelassen zu werden, gibt es gesetzliche Vorgaben.
Im Gegensatz zu sog. ‚Fitness-Apps‘, die zahlreich in App-Stores heruntergeladen werden können, gelten für Medizin-Apps strenge Gesetze und Regeln bezüglich der Verwendung von Daten. Die Einhaltung dieser Vorgaben wird von unabhängigen Prüfern kontrolliert und zertifiziert. Darüber hinaus wird die Einhaltung der Regeln im Jahresturnus erneut auditiert. Das gilt für die nachfolgend erwähnten DiGAs genauso wie für die App von alley. Nur deshalb dürfen diese Anwendungen auch als Medizinprodukte geführt werden.

Doch wann und wie wird eine medizinische App für Nutzer interessant? Mindestens folgende Voraussetzungen sollten gegeben sein, damit diese genutzt wird und sowohl für Patient wie Behandler interessant ist:

  • Einfache Handhabung und einfache Installation/Einrichtung
  • Eine intuitive Nutzerführung, neudeutsch Usability
  • Spürbarer Mehrwert für den Nutzer (Zeitersparnis, gesicherte Informationen und Vermeidung unnützer Arztbesuche oder Behandlungen)
  • Vermeidung der Mehrfach-Anamnese (bei jedem Behandler)
  • Aus Sicht der Leistungserbringer / Behandler schneller Zugriff auf die notwendigen Daten und somit eine direkte Rückkopplung zwischen Arzt oder Physio-Praxis und Patient.
  • Und trotz Digitalisierung einen analogen Ansprechpartner bei Ängsten, Problemen oder organisatorischen Fragen, ein sog. hybrider Ansatz.

Bisher sind 25 digitale Gesundheitsanwendungen (DiGAs) offiziell gelistet. Dies bedeutet, diese können vom Arzt per Rezept verschrieben werden und die Anbieter erhalten dann von den Krankenkassen eine Vergütung pro Verordnung. Zahlen von Oktober 2021 zeigen laut eines Artikels des Handelsblatts, dass rund 45000 Apps verschrieben wurden.

Manuel Mandler, Christina Auffenberg, Peter Herrchen (v.r.n.l.) – bei alley in Köln Dez 2021

Eine Medizin-App für Menschen mit Hüft- und Kniebeschwerden oder Arthrose entwickelt das 2019 gegründete Startup alley. In einer Evidenz-Studie, die 2022 Ergebnisse liefern wird, will man nachweisen, dass alle Patienten, die von alley auf ihrem gesamten Behandlungsweg begleitet werden, besser, individueller und kosteneffizienter behandelt werden können als bisher. Wer Details hierzu lesen möchte, auch zum Geschäftsmodell, dem sei die auf der alley-Seite verlinkte Pressemappe empfohlen.
Die App kann aktuell mit dem Freischaltcode „tepfit2021“ kostenfrei genutzt werden. Mehr dazu unter www.alley.de.

Agile Startups werden der Digitalisierung im
Gesundheitswesen zunehmend einen großen Schub verleihen

Ich konnte mich im Dezember 2021 persönlich im Rahmen von Dreharbeiten bei alley in Köln von der Idee und dem Konzept in Gesprächen mit dem Gründer Manuel Mandler und der Kommunikations-Chefin Christina Auffenberg (siehe Foto) überzeugen. Die oben genannten Voraussetzungen für eine erfolgreiche App werden alle erfüllt. Unsere TEPFIT-Gruppe und ich haben naturgemäß ein sehr großes Interesse an der App und dem Unternehmen, da ja genau unsere Zielgruppe angesprochen wird. Ich hatte zudem die große Freude, meine Erfahrungen und die unserer TEPFIT-Mitglieder seit Ende 2019 bei alley einzubringen.

2021 hat der digitalen Medizin definitiv einen Schub gegeben, auch Pandemie bedingt. Es ist aber noch ein weiter Weg, bis die Digitalisierung in allen medizinischen Bereichen flächendeckend angekommen ist und die aktuellen Player am Markt werden einen langen Atem benötigen.
Seien wir gespannt, wie es sich 2022 – auch unter dem neuen Gesundheitsminister – insgesamt in dieser Richtung weiterentwickelt und ob die mit Steuergeld finanzierten Projekte endlich mehr Fahrt aufnehmen.


2021 hat diese Webseite ihr 10-jähriges Jubiläum gefeiert. 
Seit dem Start gab es bisher eine halbe Million Seitenaufrufe. 
Dafür allen treuen Lesern ein ganz herzliches Dankeschön, ein friedliches Weihnachtsfest und 
ein hoffentlich für alle gesundes und sportliches Jahr 2022.

Hüft-Fitness mit Carina – Bauch gegen Po und Faszien-Rolle

Video Nummer drei und vier unserer Übungsreihe mit Carina Weidler sind auf unseren TEPFIT-Youtube-Kanal online.

Carina Weidler


Worum geht es im dritten Übungsvideo Bauch gegen Po?
Um Übungen für das Zusammenspiel von Bauch- und Gesäßmuskulatur für einen aufrechten Gang. Die Übung ist sehr gut geeignet für angehende TEPler vor der OP und für TEPler, bei denen die TEP schon mindestens sechs Monate eingebaut ist. Nach dem Einsetzen einer TEP dauert es eine Weile, bis die Übung sinnvoll ins Aufbautraining integriert werden kann. Die Strukturen müssen zuerst heilen und langsam wieder auftrainiert werden, bevor man mit derart intensiven Übungen arbeiten kann. Sprich bitte mit deinem Arzt, Physio und/oder Sporttherapeuten darüber, wann das bei dir der Fall ist. Da die OP-Verfahren, Implantate und individuellen Heilungsverläufe sehr unterschiedlich sind, sind pauschale Zeitangaben nicht sinnvoll. Egal in welchem Stadium du gerade bist – starte die „Bauch gegen Po“-Übung bitte erst dann, wenn du die Übungen aus den ersten beiden Videos schon mehrfach absolviert hast und sauber ausführen kannst. Die Übung bauen aufeinander auf und sind in der richtigen Reihenfolge gleich doppelt so effektiv!

Hier geht’s direkt zum Bauch gegen Po Video

Im vierten Übungsvideo zeigt Carina, wie die Oberschenkel-Faszien sanft bearbeitet werden können.
Wichtig bei der Faszienarbeit ist, achtsam in den Körper hineinzufühlen. Denke daran, du willst deinem Körper etwas Gutes tun, du möchtest mit ihm zusammenarbeiten – und ihn nicht bestrafen oder gegen ihn arbeiten. Deshalb achte darauf, nur so viel Druck auf die Rolle zu bringen, dass du keine Schmerzen hast. Wenn du regelmäßig mit der Faszienrolle arbeitest, wirst du merken, dass du mit der Zeit die Intensität steigern kannst und geschmeidiger wirst.

Hier geht’s direkt zum Faszien-Übungs-Video

WICHTIGER HINWEIS 

Für alle Videos der Reihe gilt:
Es ist ein konservatives Training für die OP-Vorbereitung und ab der 6. Woche Post-OP. Die gezeigten Übungen nur durchführen, wenn es die körperliche Fitness und der Gesundheitszustand zulassen und vorher mit dem Operateur / Physiotherapeuten abgestimmt ist, dass dies in Eurem speziellen individuellen Fall bereits so möglich ist.

Hüft-Fitness mit Carina – Bauchmuskel aktivieren

So, 12. September 2021 1 Kommentar

Das zweite Video der losen und aufeinander aufbauenden Trainings-Reihe mit Carina ist in unserem TEPFIT-Youtube-Kanal jetzt live. Dieses Mal geht es nach der „Gluteale Amnesie“ um die Aktivierung der „Bauchmuskulatur“.

Carina Weidler
Carina Weidler

Um was geht es genau?
Carina erklärt das wie folgt:

„Die meisten Menschen haben vor allem Übungen in Rückenlage im Kopf, wenn sie an Bauchmuskeltraining  denken. Übungen, bei denen man den Oberkörper einrollt, die Hüfte anhebt oder die Beine absenkt. Vor allem der letzte Punkt ist kritisch: Fast niemandem ist bewusst, dass die meisten dieser Übungen gar kein Bauchmuskeltraining sind, sondern Training der hüftbeugenden Muskulatur. Wenn das jemand gezielt machen möchte, weil es in seiner speziellen Situation Sinn ergibt – prima. Die meisten denken allerdings, dass sie ihre Bauchmuskulatur trainieren – vielleicht, weil sie Rückenschmerzen im Lendenwirbelsäulen-Bereich haben und die Bauchmuskulatur ihrem Rücken zu Liebe kräftigen möchten. In den allermeisten Fällen tun diese Menschen sich nichts Gutes, wenn sie – versehentlich – den Hüftbeuger kräftigen, denn der ist ja sowieso schon bei den meisten verkürzt (wer mag, kann das gerne im Beitrag zur Glutealen Amnesie nochmal nachlesen). 

Und selbst dann, wenn richtige Bauchmuskelübungen sauber ausgeführt werden, würde ich mir wünschen, dass Bauchmuskeltraining mindestens überwiegend anders gemacht wird. Und zwar aus folgendem Grund: 

Die Bauchmuskulatur geht vom Brustbein bis zum Schambein. Klar, wenn man diese Muskulatur kontrahiert, also anspannt und zusammenzieht, bring man Brustbein und Schambein näher zusammen und rollt den Oberkörper ein. 

Aber jetzt mal ehrlich – im Alltag ist das nicht das, was wir von unseren Bauchmuskeln erwarten, oder? Und auch beim Sport ist nur in ausgewählte Situationen das aktive Einrollen gewünscht. Meist soll die Bauchmuskulatur (gemeinsam mit der Rückenmuskulatur) die Aufgabe erfüllen, die Wirbelsäule in ihrer physiologischen Position zu stabilisieren. Konkret bedeutet das, die Bauchmuskulatur ermöglicht uns eine stabile, aufrechte Körperhaltung in den unterschiedlichsten Situationen: Zum Beispiel beim Gehen, Stehen, Sitzen, Laufen, Springen, Toben, Heben etc. Gleichzeitig übernimmt die Bauchmuskulatur eine sehr wichtige Rolle für die Position des Beckens. 

Eine stabile, aufrechte Körperhaltung und eine gesunde Beckenposition sind für alle essentiell wichtig. Insbesondere für alle mit Hüftschmerzen oder künstlichen Gelenken wünsche ich mir, dass sie ihre Bauchmuskulatur sehr gut ansteuern können. Deshalb zeige ich dir im zweiten Trainingsvideo einen (vielleicht für dich noch neuen) Ansatz, mit dem dir das gelingt. Viel Spaß dabei! Für Muskelkater übernehme ich keine Haftung“

WICHTIGER HINWEIS 

Für alle Videos der Reihe gilt:
Es ist ein konservatives Training für die OP-Vorbereitung und ab der 6. Woche Post-OP. Die gezeigten Übungen nur durchführen, wenn es die körperliche Fitness und der Gesundheitszustand zulassen und vorher mit dem Operateur / Physiotherapeuten abgestimmt ist, dass dies in Eurem speziellen individuellen Fall bereits so möglich ist. Die Übung-Videos bauen aufeinander auf. Daher nachfolgende Übung erst dann durchführen, wenn die Vorhergehende absolviert wurde.

Hier geht’s direkt zum Übungs-Video.

20 km Rheinsteig – Geht nicht? Gibt’s nicht!

So, 5. September 2021 1 Kommentar

Das letzte Mal, dass ich 20 km am Stück zu Fuß zurückgelegt habe, ist eine Weile her. Es war der Halbmarathon am Tegernsee im Jahre 2013, lange vor meiner Hüft-TEP-Revision in 2018. Dieses Wochenende war es aber erneut soweit, übrigens zusammen mit zwei der drei Freunde von 2013, wenn auch nicht laufend sondern wandernd.

Drei Freunde
Drei Freunde nach ca. 2 von 20 Kilometern auf dem Rheinsteig (Im Hintergrund links die Marksburg)

Der Rheinsteig ist ein teilweise sehr anspruchsvoller Fernwanderweg auf meist sehr engen Pfaden oder Steigen (daher der Name) mit vielen Höhenmetern entlang des Rheins von Wiesbaden nach Bonn mit einer Gesamt-Länge von 320 km. Wir hatten uns gleich zwei sehr anspruchsvolle Etappen auf einmal vorgenommen, nämlich von Braubach nach Lahnstein (ca. 8 km) und dann weiter nach Koblenz über die sehr beeindruckende Ruppertsklamm nochmals weitere 12 km. Insgesamt waren dabei 720 Höhenmeter zurückzulegen und zwar rauf wie runter, da Ausgangs- und Endpunkt immer der Rhein ist. Das steilste Stück ist dabei die wirklich atemberaubende Ruppertsklamm mit 235 Hm auf 1,5 km. Hier wähnt man sicher eher im Alpenraum als im Rheinischen Schiefergebirge.

Hinweis: Der Rheinsteig ist generell kein Spazierweg, sondern erfordert eine gewisse Grundfitness, gutes Schuhwerk (Wander- oder Trekkingschuhe), Wanderstöcke, Verpflegung, Rucksack, angemessene Kleidung und ist in Teilpassagen nur bei längerem trockenen Wetter zu empfehlen. Für die Rupperstklamm wird in einigen Wanderführern ‚alpine Erfahrung‘ vorausgesetzt und man sollte trittsicher und schwindelfrei sein. Die teils sehr steilen Passagen sollten auch auf keinen Fall unterschätzt werden. Es gibt zudem, wenn man sich für eine Etappe entschieden hat, meist keine Möglichkeit abzukürzen oder auszusteigen.

Die erste Etappe von Braubach nach Lahnstein ist mit ca. 250 Hm noch ganz human, wenngleich derjenige, der die Strecke nicht kennt, gleich nach dem ersten Aufstieg flucht. Geht es doch nach ein paar Metern geradeaus fast direkt wieder komplett auf Meereshöhe zurück um dann sofort wieder auf die gerade verlassene Höhe aufzusteigen (siehe nachfolgendes Höhenprofil).

Höhenprofile Rheinsteig Braubach - Koblenz
Höhenprofil Rheinsteig Braubach – Koblenz

Diese Etappe ist allerdings von den beiden (abgesehen von der Ruppertsklamm) die schönere, bietet sie doch tolle Ausblicke aufs Rheintal, umliegende Burgen und die Lahn.

Hat man nach 8 km die Lahn bei Lahnstein erreicht, kommt man an der einzigen Einkehrmöglickeit der 20 km Strecke, dem Schleusenhäuschen, vorbei. Natürlich haben wir das genutzt, um in einer kurzen Pause ein nicht alkoholisches eiskaltes Getränk zu uns zu nehmen.

Danach sollte nun der spektakuläre Teil der Wanderung kommen. Von Schleusenhäuschen erreicht man nach ca. einem km den Eingang zur Ruppertsklamm. Schon dort weht einem ein herrlich frischer ‚Klammwind‘ entgegen, hatten wir doch bei 25 Grad und blauem Himmel einen recht warmen Spätsommertag erwischt. Ab jetzt hieß es, alle Sinne zusammennehmen, bei jedem Schritt konzentrieren und abseits der Seilsicherungsstellen die Wanderstöcke gut einsetzen. Der 1,5 Kilometer lange Aufstieg durch die Klamm wird auf einem Schild mit einer Stunde angegeben. Aber selbst bei unserem sehr bedächtigem konzentrierten Aufstieg benötigten wir nur ca. 40 Minuten.

Wer sich nicht tagtäglich in hochalpinem Gelände aufhält, sollte zwei Dinge für die Klamm beherzigen:
1. Nur bei seit länger Zeit trockenerem Wetter gehen.
2. Immer den Aufstieg statt den Abstieg wählen.
Die Felsen sind sehr feucht und rutschig und man durchquert ständig den Bachlauf, um sich entweder links oder rechts an den Seilen langzuhangeln.
Wer oben angekommen nach ca. 12 km Wandern übrigens genug hat, kann auch einen Wanderweg zurück nach Lahnstein nutzen und hier die Tour dann nach ca. 14 km zu beenden.

Ruppertsklamm bei Lahnstein mit Seilsicherungen

Ist man oben angekommen, gibt es eine hässliche Schutzhütte, die man getrost rechts liegen lassen kann.
Der Rest der Etappe ist schnell erzählt: Auf den verbleibenden 8 Kilometern bis Koblenz, sind dann nochmals knapp 250 Höhenmeter im dichten Wald über einen Bergrücken zu absolvieren, mit wenigen bis keinen Ausblicken. Nach weiteren zwei Stunden ist man dann doch froh, das Endziel erreicht zu haben.

Alles in allem auf jeden Fall eine sehr schöne Rheinsteig-Strecke, die bei einer Gesamtwanderzeit von 5 1/2 Stunden eben kein kleiner Spaziergang ist. Das war auch im Übrigen daran zu erkennen, dass wir trotz Traumwetter höchsten 30 weitere Wanderer auf der gesamten Strecke (Ausnahme Klamm) gesehen haben.

Mein Fazit
Vieles ist nach einer OP und auch nach einer Revision wieder möglich. Immer langsam herantasten, Grundfitness aufbauen und sich dann einfach mal trauen – aber bitte so eine Tour nicht alleine machen.

Hüft-Fitness Video-Reihe mit Carina

So, 22. August 2021 3 Kommentare

Carina Weidler habt Ihr ja im letzten Artikel über das Tretroller fahren schon kennnengelernt. Da sie sich als Sporttherapeutin – selbst bereits mit einer Hüft-TEP mit ihren jungen 33 Jahren ausgestattet – perfekt mit den idealen Übungen für die Hüft-Fitness vor und auch nach der OP auskennt, hat Sie mir und Euch angeboten, eine Video-Reihe mit Trainings-/Übungs-Videos zum live Mitmachen zu erstellen. Dieses Angebot habe ich natürlich sehr gerne angenommen. Ab heute startet eine lose Video-Trainings-Reihe in unserem TEPFIT-Youtube-Kanal im geplanten 14-Tage Rhythmus, die alle aufeinander aufbauen. Den Anfang macht die „Gluteale Amnesie“.

Carina Weidler

Um was geht es dabei?
Carina erklärt das wie folgt:

„Die Hüfte ist ein wahnsinnig komplexes und spannendes Gebilde. Unser kompletter Körper ist um das Hüftgelenk aufgebaut, welches unseren Oberkörper mit dem Unterkörper verbindet.
Die enormen Kräfte, die dieses Gelenk aushalten kann, faszinieren mich schon sehr lange – genauso wie die enorme Kraft, die die hüftumgebende Muskulatur aufbringen kann. 
Leider ist unser „moderner“ Lebensstil ganz und gar nicht hüftfreundlich. Wusstest Du, dass der große Pomuskel, der „Glutaeus Maximus“, einer der stärksten Muskeln des Körpers ist? Na ja, zumindestens „wäre“ er einer der stärksten Muskel des Körpers, wenn wir uns „artgerecht“ bewegen und verhalten würden. Du kannst dir vielleicht schon denken, worauf ich hinaus möchte – artgerecht bedeutet für uns Menschen nicht, den Großeil des Tages sitzend zu verbringen. Nicht nur, dass wir dabei den Glutaeus Maximus sträflich vernachlässigen – nein, wir sitzen ihn regelrecht platt. Mach dir das mal klar: Der Muskel, der eigentlich als einer der stärksten Muskeln im Körper konzipiert ist, ist der hüftstreckende Pomuskel. Wenn wir sitzen, ist der Pomuskel inaktiv, stattdessen ist der Hüftbeuger auf Spannung. Dadurch wird der Pomuskel nicht nur sehr schwach mit der Zeit, oft verlernen wir sogar, ihn richtig anzusteuern. Vereinfacht gesagt reagiert der Muskel beleidigt darauf, dass die ganze Zeit auf ihm rumgesessen wird und er nicht seiner artgerechten Funktion nachkommen darf. Irgendwann „verliert er die Lust“ und arbeitet immer weniger. Das denke ich mir nicht aus, dafür gibt es mittlerweile sogar einen Fachbegriff: „Glutaeale Amnesie“. Und die ist wirklich fatal,  denn wenn der Glutaeus Maximus nicht richtig arbeitet und gleichzeitig der Hüftbeuger immer kürzer wird, kommt die gesamte Hüft-Statik aus dem Gleichgewicht. Deshalb möchte ich im ersten Trainingsvideo damit beginnen Dir zu zeigen, wie du den Hüftbeuger öffnen kannst und wieder lernst, die Po-Muskulatur anzusteuern.“

WICHTIGER HINWEIS 

Für alle Videos der Reihe gilt:
Es ist ein Konservatives Training für die OP-Vorbereitung und ab der 6. Woche Post-OP. Die gezeigten Übungen nur durchführen, wenn es die körperliche Fitness und der Gesundheitszustand zulassen und vorher mit dem Operateur / Physiotherapeuten abgestimmt ist, dass dies in Eurem speziellen individuellen Fall bereits so möglich ist.
Da die Übung-Videos aufeinander aufbauen, bitte als erstes nachfolgende Übung absolvieren.

Hier geht’s direkt zum Übungs-Video.

Freude, Dankbarkeit, 3500 Kilometer und Netzwerkerweiterung

Was haben 3500 Km Laufen, Wandern und Gehen mit Orthopädie zu tun?

Drei Freunde auf dem Hirschberg

Heute jährt sich meine TEP-Komplett-Revision zum dritten Mal. Am 25. April 2018 war noch völlig unklar, ob ich mich je wieder sportlich und überhaupt schmerzfrei bewegen können würde. Wenige Tage später machten mir meine ‚Knochen-Docs‘, Dr. Rolf Schipp mit Team und Chefarzt Dr. Christian Fulghum von der endogap – Klinik für Gelenkersatz in Garmisch-Partenkirchen, bereits Hoffnung. Die sehr komplexe dreistündige Revisions-OP war perfekt verlaufen und sofern keine späteren Komplikationen auftreten sollten, stünde einer vollständigen Wiederherstellung nichts im Wege.

Doch bis es soweit war, galt es noch einige Hürden zu meistern. Ohne die Unterstützung meiner Liebsten, der Physiotherapeuten und meinem eigenen Anspruch, wieder ein halbwegs sportliches Niveau zu erlangen, hätte ich nicht das erreicht, was Stand heute wieder alles problemlos möglich ist.

Mit meiner Liebsten

So kamen in den letzten zweineinhalb Jahren immerhin 3500 km Laufen, Wandern und Gehen, sowie knapp 1000 MTB-Kilometer zusammen. Zwei Höhepunkte waren dabei der unter Pandemie-Bedingungen ausgetragene Midsummer-Run in Wiesbaden und die anspruchsvolle 14 Km und 800 Höhenmeter Bergwanderung in gut 4 Stunden mit Freunden auf den Hirschberg bei Kreuth. Beides 2020 und alles absolut schmerzfrei. Dafür bin ich der endogap und seinem Team unendlich dankbar bei gleichzeitiger Demut, es nicht zu übertreiben.
Aktuell laufe ich in der Woche ca. 8-12 km in zwei bis drei Einheiten, sehr langsam und gelenkschonend mit relativ kleinen Schrittlängen, um die Stoßbelastungen zu minimieren.

Ausbau des Arthrose- und TEPFIT-Netzwerkes
midsummerrunMein über die Jahre aufgebautes Netzwerk von Arthrose-Betroffenen, Arthrose-Plattformen, Fachärzten und Experten erweitert sich stetig, sowohl innerhalb der aktuell knapp 4500 Mitglieder starken TEPFIT-Gruppe, als auch außerhalb.
Nachdem es schon seit 2017 eine Zusammenarbeit mit dem Arthroseforum Austria von Barbara Egger gibt, kamen 2019 und 2020 folgende neue Kooperationen hinzu:
Seit 2019 arbeite ich mit dem Startup alley zusammen, das im Rahmen der Digital Health Initiativen in Deutschland, eine digitale Gesundheits-App für Betroffene mit Hüft- und Knie-Arthrose entwickelt hat. Die offizielle Zulassung für die App auf Rezept wird im Sommer dieses Jahres erwartet.
Seit Anfang 2020 bin ich Mitglied im KnorpelKompetenzNetzwerk, welches von Ärzten des GK-Bonn ins Leben gerufen wurde.
Ebenfalls seit 2020 arbeite ich mit dem ArthroseNetzwerkDeutschland von Johannes Vossenkuhl zusammen. Im März diesen Jahres habe ich auf clubhouse den Club ‚ArthroseKompetenzNetzwerk‘ gegründet. Hier starten wir am kommenden Dienstag mit der ersten Folge einer Arthrose-Talk-Reihe, bei der mir als Experten die Chefärzte des Zentrums für Orthopädie, Unfallchirurgie und Sportmedizin des GK-Bonn, Dr. Holger Haas und Dr. Jochen Müller-Stromberg, zur Seite stehen.
Seit knapp zwei Wochen bin ich zudem mit der Arthrose-Hilfe von Timm Schuler vernetzt.

Was ist in Arbeit?
Zum einen läuft ein Antrag auf Anerkennung und Förderung unserer digitalen Selbsthilfe-Gruppe TEPFIT beim GKV Spitzenverband und zum anderen eine Bewerbung dieser Gruppe für den Social Media Smart Hero Award.

Es bleibt spannend in meiner Community.
Interessiert, ein Teil davon zu werden?
Dann einfach melden. Kontaktdaten im Impressum.

Arthrose-Kompetenz-Talk auf clubhouse

Der eine oder andere wird bereits von der neuen SocialMediaApp clubhouse gehört haben.
Kurz erklärt, eine Talk-Show auf Basis von Audio. Das bedeutet, es gibt virtuelle Räume in denen auf sog. ‚Bühnen‘ ein oder mehrere Moderatoren sitzen, die zu einem Thema ein Gespräch führen oder initiieren, um mit den Zuhörern, dem Publikum, zu diskutieren und/oder deren Fragen zu beantworten.
Vor gut einem Monat habe ich auf clubhouse den Club ‚ArthroseKompetenzNetzwerk‘ gegründet mit dem Ziel, dort auf Dauer eine Talk-Reihe zu etablieren, in der es um alle Themen im Zusammenhang mit Arthrose, Bewegung, Ernährung, Therapien und künstliche Gelenke geht.
Details dazu können hier nachgelesen werden.

Nach einigen Vorbereitungen ist nur der Termin für den Auftakt-Talk fixiert:
Dienstag, der 27.04.2021 um 20:15 Uhr.

Und natürlich habe ich hochkarätige Fachleute mit an Bord. Es werden mir Dr. med. Holger Haas und Dr. med. Jochen Müller-Stromberg kompetent zur Seite stehen und alle Fragen beantworten.
Beide sind Chefärzte im Zentrum für Orthopädie, Unfallchirurgie und Sportmedizin am GK-Bonn.
Jetzt den Termin im Kalender eintragen.
Wir freuen uns auf regen Austausch und spannende Diskussionen mit Euch.

 

Das Pandemie-Jahr 2020 – der etwas andere Rückblick

pandemieDas Jahr 2020 wird als das Pandemie-Jahr in die Geschichte eingehen mit massiven Auswirkungen auf alle Bereiche des Lebens wie Ökonomie, Sport, Privatleben, Medizin/Gesundheit und Psyche, um nur einige zu nennen.

Medizin/Gesundheit
Für alle, die eine geplante Gelenkersatz-OP terminiert hatten, kam es ggf. zu Aufschiebungen und Termin-Absagen. Reine Endoprothtik-Zentren hatten es dabei etwas besser als solche, die an eine Klinik mit Komplettversorgung angeschlossen sind. Dort musste die Intensivbetten-Kapazität hochgehalten werden. So hatte z.B. die endogap Garmisch-Partenkirchen bis September ein Drittel weniger Gelenk-Operationen als im Jahr davor, wie mir der Chef Dr. Christian Fulghum mitgeteilt hat. Aber auch für alle Betroffenen, deren geplante OP stattfand, gab es Probleme und Einschränkungen in der Nachsorge. Fitness-Studios waren teilweise geschlossen, in Reha-Kliniken gab es entsprechende Hygiene-Auflagen und Physio-Therapie-Termine waren auf Grund der reduzierten Behandlungen noch viel schwerer zu bekommen, als sonst.

Privatleben und Ökonomie
Natürlich kam es auch zu massiven Einschränkungen im privaten Bereich, je nach Lebenssituation. Keine Schule, kein Kindergarten, Home-Office, Kurzarbeit und Umsatzeinbrüche. Letztere bei dem einen oder anderen einhergehend mit finanziellen Problemen, die trotz gigantischer Finanz-Maßnahmen des Staates, einfach nicht bei jedem rechtzeitig oder überhaupt angekommen sind. Hinterher wissen immer alle, wie man es hätte vielleicht besser machen können – leider konnte man die Pandemie nicht üben.
Darunter natürlich auch die rücksichtslosen Covidioten, Verschwörungstheoretiker, rechten Hetzer, Querdenker und Reichsbürger. So gerne ich die Errungenschaften der Sozialen Medien schätze und selbst nutze, zeigt sich jedoch hier deren Schwäche. Alle diejenigen, die sich nur noch dort informieren und seriöse Medien überhaupt nicht kennen (wollen), tun sich unglaublich schwer, Tatsachen von Schwachsinn zu unterscheiden. Wenn es dann noch dem Präsidenten einer Weltmacht gelingt, 74 Millionen Bürger mit Hetze auf Minderheiten und permanenten Lügen hinter sich zu scharen, zeigt sich unabhängig von der Pandemie wie wichtig es wäre, dass es in der Schule ein Medien-Kompetenz-Pflichtfach geben sollte. Denn leider zeigen sich auch in unserem Land diese Tendenzen in einigen Bundesländern, in denen ein Viertel der Wähler rechten Spinnern, Lügnern und Hetzern nach dem Maul reden.

Sport und Psyche
Alle Sporttreibenden, die ohnehin ihren Individualsport im Freien ausüben, wie Radfahren, Laufen, Wandern, Nordic Walking, hatten relativ wenig Einschränkungen. Alle Vereins- und Mannschaftssportler hingegen waren die meiste Zeit zum Nichtstun verdammt.

Dad- and Daughter-Challenge 2020

Dad- and Daughter-Challenge 2020

Wohl dem, der hier flexibel genug sein konnte, seine sportliche Aktivität den Regeln der Pandemie anzupassen oder Profisportler ist. Denn Sport und Bewegung sind extrem wichtig für Körper und Geist und damit für das psychische Wohlbefinden. Und ja, in den Wintermonaten, die Dank Klimaerwärmung in den meisten Teilen Deutschlands nur kurz und auch selten sehr kalt sind, bedarf es auf Grund der kurzen Tage natürlich noch mehr Kampf gegen den inneren Schweinehund, um sich nach Draußen aufzuraffen. Online-Workout-Programme zu Hause sind zwar eine Option, aber zumindest für mich persönlich eher spaßfrei.

Mein persönliches 2020 privat und sportlich
Für meine Familie und mich hat sich glücklicherweise nicht so viel geändert. Ich bin ganz normal in mein Büro gefahren und habe dort meist ganz alleine auf gut 60 qm gesessen und gearbeitet. Meine liebe Frau hat u.a. für ein gemütliches Zuhause, die kulinarische Versorgung und das Wohlfühlambiente gesorgt. Zudem haben wir die glückliche Situation zwar stadtnah aber direkt in der Natur zu wohnen. 50 Meter hinter dem Haus kann ich tagelang durch Feld, Wald und Flur des Taunus wandern, laufen, biken oder spazieren gehen. Und falls uns das zu langweilige wird, hüpfen wir mal schnell nach Oberbayern an unseren geliebten Tegernsee. Wir haben wirklich keinen Anlass über die Corona-Situation zu jammern, sondern akzeptieren diese einfach. Natürlich fehlen uns auch ab und an das Feiern und die gemeinsamen Stunden mit unseren liebsten Freunden, Konzertbesuche, Stadt- und Weinfeste oder, wie jetzt wieder aktuell, ein schöner Restaurantbesuch. Mir ist allerdings auch klar, dass dies je nach Lebenssituation leider nicht alle so entspannt sehen können.
Urkunde WI

Sportlich war 2020 das Jahr, in dem ich nach meiner Revision-OP 2018 wirklich absolut keinerlei Einschränkungen mehr hatte. Am Ende standen über 1000 schmerzfreie Lauf- und Wander- und Gehkilometer auf dem Tacho, dazu noch 400 MTB-Kilometer. Beim Laufen liegen die Kilometerzeiten durch mein neues ‚Langsamlaufen‘ zwar 30 % über denen zu meinen besten Doppel-TEP Halbmarathon-Zeiten, aber das ist für mich absolut in Ordnung. Es war mir sogar möglich, einen 5 km Pandemie-Laufwettkampf, den Midsummer-Run in Wiesbaden, für einen guten Zweck in einer für mich recht ordentlichen Zeit zu absolvieren. Sehr schön war auch, dass ich zusammen mit meiner Tochter auf Grund ihres geschlossenen Fitness-Studios, eine Dad- and Daughter-Challenge starten konnte.
Lediglich meinen Tischtennis-Sport musste ich seit April 2020 nahezu auf null reduzieren und damit auch auf die schönen gemeinsamen Stunden mit meinen TT-Freunden nach einem Punktspiel verzichten.

Ausblick 2021
Lasst uns für 2021 alle optimistisch bleiben und vor allen Dingen Rücksicht auf andere nehmen.
Lasst uns alle die Corona-Regeln befolgen, gebt dem Virus möglichst wenig Verbreitungschancen und weist die Impfgegner, Coronaleugner und Verschwörungstheoretiker in Eurem Umfeld in die Schranken und lasst Euch bitte selbst impfen sobald es möglich ist.
Dann bin ich sicher, dass wir nächstes Jahr um diese Zeit gelassen auf die zwei Pandemie-Jahre zurückblicken und uns alle freuen, wieder wie gewohnt leben zu können, die demokratischen Freiheiten zu genießen, unbeschränkt Reisen zu können und vielleicht trotzdem die eine oder andere ‚alte‘ Verhaltensweise zu überdenken. Vielleicht ist es wie bei der Reha und dem Aufbautraining nach einem Gelenkersatz: ‚Weniger ist mehr!‘

Sport mit TEP, Kostendruck in der Endoprothetik und konservative Therapien

Vergangene Woche gab es eine Online-Pressekonferenz (PK) der Deutschen Gesellschaft für Endoprothetik (AE) anlässlich des 22. AE-Kongresses vom 2. bis 4. Dezember 2020 in Düsseldorf „Endoprothetik im Spannungsfeld zwischen Ökonomie und Innovation“.
In der einstündigen PK gab es drei wirklich sehr interessante Themenblöcke:

  • Corona-Pandemie: Wie kommen Arthrose-Patienten gut durch diese Zeit? Und wann muss spätestens operiert werden? Ein Update der konservativen Möglichkeiten
    Priv.-Doz. Dr. Stephan Kirschner, MBA
    Vizepräsident der AE, Direktor der Klinik für Orthopädie der St. Vincentius- Kliniken, Karlsruhe
  • Sport mit Hüft- und Knieprothese – Ist die Angst vor einer Lockerung oder einem Implantatbruch noch berechtigt?
    Professor Dr. med. Carsten Perka
    Generalsekretär der AE, Ärztlicher Direktor des Centrums für Muskuloskeletale Chirurgie an der Charité – Universitätsmedizin Berlin
  • Hüft- und Knieprothesen: Ziel ist lebenslange Haltbarkeit – Was Materialien, OP-Robotik, 3-D-Prothesen und weitere Innovationen heute dazu beitragen können
    Professor Dr. med. Karl-Dieter Heller
    Präsident der AE, Ärztlicher Direktor des Herzogin Elisabeth Hospitals Braunschweig, Chefarzt der Orthopädischen Klinik

Im ersten Themenblock werden ausführlich die konservativen Therapien bei Arthrose besprochen.
Im zweiten Themenblock geht es darum, dass Sport und Bewegung mit einer TEP ausdrücklich erwünscht sind.
Der dritte Themenblock beschäftigt sich mit der Problematik des Kostendrucks, ganz besonders auch bei den spezialisierten Endoprothetik-Zentren, teils zu Lasten der Qualität der Implantate und der Innovationen.

Allen drei Bereiche wurden zwar hier im Blog und auch auf unserer Mut zur neuen Hüfte! bereits thematisiert.
Aber es ist wesentlich authentischer, wenn man diese Informationen direkt von den medizinischen Fachleuten hört und sieht. Ich kann diese einstündige, wirklich kurzweilige PK, jedem Interessierten und/oder Betroffenen nur ans Herz legen.
Die Pressemappe mit den Wortbeiträgen kann hier direkt als PDF heruntergeladen werden.
Die Aufzeichnung der Online-PK gibt es hier. Allerdings ist dort eine Anmeldung mit Name und eMail-Adresse nötig, was aber nach Rücksprache mit der AE auch für ‚Nicht-Presseleute‘ durchaus erlaubt und gewünscht ist.

Sport mit Hüftprothese erwünscht

Do, 12. November 2020 5 Kommentare

Fortschritte in der Endoprothetik erlauben deutlich mehr Bewegung
Deutsche Gesellschaft für Endoprothetik (AE) – 12.11.2020

Freiburg – Yoga, Ballett, Skifahren: Der Anteil an Patienten mit einer Hüftprothese, die sportlich aktiv sein wollen, steigt. Doch wieviel Sport ist erlaubt, ohne dass die Betroffenen erhöhte Lockerungsraten oder Komplikationen wie ein Auskugeln ihres Kunstgelenks befürchten müssen? Die gute Nachricht: In der Hüftendoprothetik ermöglichen innovative Prothesenmaterialien, vielfältige Implantatmodelle und differenzierte, schonende OP-Techniken mittlerweile einen deutlich aktiveren Lebensstil. Dies sagt die Deutsche Gesellschaft für Endoprothetik e. V. (AE) im Vorfeld ihrer 22. Jahrestagung, die vom 2. bis 4. Dezember 2020 stattfindet. Patienten sollten vor dem Eingriff die gewünschten Sportarten mit ihrem Operateur besprechen. So könnte gezielt das bestmögliche Verfahren im Hinblick auf die zukünftigen Belastungen ausgewählt werden.

Sabine und Peter

Sabine und Peter beim langsamen Lauf mit insgesamt drei Hüft-TEPs – Okt 2020 – Foto: Inia Herrchen

Regelmäßige, moderate Bewegung kann vielen Krankheiten vorbeugen und verbessert Wohlbefinden und Leistungsfähigkeit. Zudem hilft sie bei der Therapie zahlreicher Erkrankungen und Beschwerden. „Deshalb empfehlen wir unseren Patienten mit Ersatzgelenk heute tägliche körperliche Aktivität von mindestens einer Stunde“, sagt Universitäts-Professor Dr. med. Carsten Perka, Generalsekretär der AE und Ärztlicher Direktor des Centrums für Muskuloskelettale Chirurgie, Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie an der Charité Berlin. Dies gilt umso mehr, da 27 Prozent der Erwachsenen während der Corona-Pandemie zugenommen haben (1).

Doch dieser Ansatz ist neu: „In der Vergangenheit ist man davon ausgegangen, dass sportliche Betätigung zu vorzeitigem Materialverschleiß und anderen Problemen bei der Prothese führt“, sagt Perka. Verschleißpartikel etwa könnten eine Entzündungsreaktion rund um das Implantat mit Lockerung auslösen. Dann muss das Kunstgelenk vorzeitig ausgetauscht werden. Ärzte rieten ihren Patienten deshalb früher, das künstliche Gelenk möglichst nur zurückhaltend zu belasten. „Viele Patienten haben sich deshalb eher zu wenig bewegt“, so Perka. Doch diese Empfehlung sei überholt: „Die Endoprothetik hat sich in den letzten 20 Jahren weiterentwickelt. Gerade die Hüftprothesen tolerieren heute deutlich mehr Aktivität.“

In der Hüftendoprothetik erlaubt etwa die heute bevorzugte Verwendung von modernem hochvernetztem Polyethylen oder neuartigen Mischkeramiken als Pfannenersatz einen deutlich aktiveren Lebenswandel, ohne dass erhöhte Lockerungsraten und Komplikationen befürchtet werden müssen. „Hochvernetztes Polyethylen zeigt ebenso wie die Keramik im Belastungs-Simulator extrem geringe Abriebraten“, so Perka. „Von daher können wir davon ausgehen, dass eine angemessene sportliche Betätigung das Risiko für eine abriebinduzierte Lockerung nicht ansteigen lässt.“ (2, 3)

„Aktivitäten, die zu einer gleichmäßigen, wenn auch intensiven Belastung der Prothese führen, wie langsames Joggen, Fahrradfahren, Ski-Langlauf, – sogenannte „Low-Impact“-Sportarten –, sind deshalb sicher unproblematisch“, führt Perka weiter aus. Dies gilt auch für alpines Skifahren. Man sollte es jedoch schon vor der Operation beherrscht haben, so der Orthopäde und Unfallchirurg. „Denn hier ist es wichtig, zu jedem Zeitpunkt die muskuläre Kontrolle über das Hüftgelenk zu behalten. Um sicher zu gehen, empfehlen wir auch, Pisten unter dem Schwierigkeitsniveau vor der Operation auszuwählen.“

Aber auch für Sportarten, die einen maximalen Bewegungsumfang erfordern, gibt es mittlerweile Lösungen. Denn Yoga, Ballett oder auch Rudern gehen mit einem erhöhten Risiko des Ausrenkens des Prothesenkopfes – einer sogenannten Luxation – einher. „Hier können wir heute einen Operationszugang auswählen, der die besonders belasteten Gewebestrukturen rund um das Gelenk intakt lässt“, so Perka. „Weitere Sicherheit gibt uns das Einsetzen eines extra großen Kunstgelenkkopfes.“ Erst wenige Jahre auf dem Markt sind auch Gelenkpfannen mit einer sogenannten tripolaren Gelenkpaarung („double mobility“). Durch diese Kombination führen selbst extreme Gelenkstellungen nicht zu einem Ausrenken der Prothese. „Hier müssen wir noch Langzeitdaten abwarten, ob diese neuen Gelenkpaarungen auch unter intensivster mechanischer Belastung gleich gute Langzeitergebnisse wie Hüftprothesen mit einer normalen Kopf-Inlay-Situationen erzielen“, räumt Perka ein. „Sicherlich sind sie aber schon jetzt eine gute Option für ältere Patienten mit Interesse an Yoga oder Dehnungsübungen oder für Patienten mit koordinativen Einschränkungen.“

„Wir müssen unsere Empfehlungen hinsichtlich der sportlichen Betätigung nach Implantation einer Hüftprothese anpassen und moderaten Sport nun nicht nur eindeutig erlauben, sondern empfehlen“, fasst Professor Dr. med. Karl-Dieter Heller, AE-Präsident und Chefarzt der Orthopädischen Klinik am Herzogin Elisabeth Hospital in Braunschweig zusammen.

Mit folgenden wichtigen Ausnahmen: Sogenannte „Stop-and-Go-Sportarten“ wie Ballsportarten, extreme Ausdauerbelastungen und Sportarten mit intensivem Körperkontakt können die Haltbarkeit der Hüftprothese nach wie vor erheblich verkürzen.

Quellen:

(1) Virtuelles Expertengespräch zur FORSA-Studie „Veränderung von Lebensstil und Ernährung während der Corona-Pandemie“ mit Professor Hans Hauner am 16.10.20, ab Minute: 12.24: https://www.youtube.com/watch?v=FKFaDVfXN8U

(2) In Vorbereitung: J Clin Medicine, Recommendations for Patients with High Return to Sports Expectations after TKA remain controversial,

Tu-Lan Vu-Han, Clemens Gwinner, Carsten Perka and Sebastian Hardt

(3) In Vorbereitung: AOTS, Recommendations for Return to Sports After Total Hip Arthroplasty are Becoming Less Restrictive as Implants Improve, Tu-Lan Vu-Han, MD PhD et al.

Die AE – Deutsche Gesellschaft für Endoprothetik e. V. verfolgt als unabhängiger Verein seit 1996 das Ziel, die Lebensqualität von Patienten mit Gelenkerkrankungen und -verletzungen nachhaltig zu verbessern und deren Mobilität wiederherzustellen. Mit ihren Expertenteams bestehend aus führenden Orthopäden und Unfallchirurgen organisiert sie die Fortbildung von Ärzten und OP-Personal, entwickelt Patienteninformation und fördert den wissenschaftlichen Nachwuchs. Die AE ist eine Sektion der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie e. V. (DGOU).

Auf die Bremse, um dann wieder Gas zu geben

Mo, 6. Juli 2020 2 Kommentare

slowjogging

Pacemaker beim Slowjogging

Als Sportler seit Kindesbeinen kannte ich eigentlich immer nur eine Maxime: Vollgas geben, um sportlich weiter zu kommen und dabei stets alle sportlichen und körperlichen Reserven zu mobilisieren. Wer braucht als 20- oder 30-jähriger schon Regeneration? Ich hatte zudem das große Glück, mal von meinen allseits bekannten angeborenen Hüftproblemen abgesehen, von Verletzungen komplett verschont geblieben zu sein. So hatte mich zwar die erste Hüft-OP im Alter von 39 etwas ausgebremst, aber nicht lange. Nach der zweiten mit 51 kam es noch besser. Hüftseitig komplett wieder hergestellt mit zwei gleichlangen Beinen und perfekt arbeitenden künstlichen Gelenken ausgestattet, fühlte ich mich wieder wie in der alten Zeit und konnte dann nochmals sportlich richtig durchstarten für knapp 8 Jahre. Triathlon, Halbmarathon, 25-35 Laufkilometer die Woche, MTB, Ski-Langlauf im Winter und Tischtennis sowieso. Klar war, dass würde nicht ewig so weiter gehen. Zum einen wegen des fortschreitenden Alters zum anderen wegen nicht unendlich haltbarer künstlicher Gelenke. So kam es dann im April 2018 zu der erwarteten Zäsur: Komplett-Austausch des 21 Jahre alten künstlichen Gelenkes auf der linken Seite. Details hierzu gibt es sehr ausführlich unter der Rubrik Revision.
Mal von den ersten postoperativen Tagen abgesehen, in denen wenig bis sehr wenig ging, reifte zügig mein Plan, direkt mit der erlaubten Vollbelastung in der Reha natürlich wieder Vollgas zu geben. Aber hier hatte ich die Rechnung dann doch ohne den Wirt, bzw. in meinem Fall ohne Physiotherapeuten und ohne meinen Körper gemacht. Ich lernte sehr schnell: Viel hilft jetzt in dieser Situation nicht viel. So startet ich ab Juni 2018 meinen Bremsvorgang, hörte auf die Fachleute und arbeitete mich ganz langsam Schritt für Schritt nach vorne; konnte nach einem Jahr erstmals ohne Walking-Stock-Unterstützung eine kleine Strecke Laufen im Sinne von ganz langsam Joggen. Neben sehr vorsichtigem kleinen und langsamen Laufeinheiten, maximal zwei- bis dreimal pro Woche und maximal 3 – 4 Kilometer, habe ich stetig Muskelaufbau- und Stabi-Übungen eingebaut.

Urkunde

Midsummerrun 2020 in Wiesbaden

Selbst Hobby-Läufer werden nur müde lächeln, wenn ich meine 9-10 Minuten pro Laufkilometer hier postuliere. Aber wie heißt es so schön: „Steter Tropfen höhlt den Stein“.
Wichtig war mir vor allen Dingen währen der sehr langen Aufbauphase eines: Auf keinen Fall etwas riskieren und keine meiner Aktivitäten sollte während oder danach irgendwelche Schmerzen oder auch nur ein kleines Zwicken erzeugen.
Ich hatte mir dann schon fast leicht übermütig vorgenommen, am zweiten Jahrestag meiner Revision, quasi als Belohnung für meine ungewohnte Zurückhaltung, einen kleinen Sprinttriathlon zu absolvieren ohne dabei das Lauftempo besonders steigern zu wollen. Hier machte dann Corona einen Strich durch die Rechnung. Da traf es sich gut, dass mit einem speziellen Konzept der Midsummerrun im Juni in Wiesbaden für einen guten Zweck stattfinden konnte.
Und siehe da, ich konnte dort, trotz der sehr moderaten und stets langsamen Trainingsläufe unerwartet, zumindest für meine Verhältnisse, Gas geben. Mein kleines Ziel, 5 Kilometer unter 45 Minuten zu laufen, konnte ich mit 39,20 Minuten sehr locker unterbieten. Das bedeutete eine Kilometerzeit von 8:11, auf dem letzten Kilometer sogar 7:15 Minuten pro Kilometer und ich hatte noch etwas Luft oben und war keineswegs ausgepowert im Zieleinlauf.
Mein Fazit: Bei mir hat sich meine Langsamkeit, mein Bremspedal, für mehr als zwei Jahre sehr positiv ausgewirkt. Viel hilft unter bestimmten Voraussetzungen eben nicht viel, wie mein Physio Marius Topf, dabei stets unterstützt von den Fachärzten, während meiner Reha immer wieder gebetsmühlenartig gepredigt hat. Heute bin ich ihm sehr dankbar dafür.

Kein Verschleiß von Gelenken durch strapaziöse Sportarten

Studie über zehn Jahre – Joggen und Aerobic lässt Kniegelenke nicht verschleißen
Ärztezeitung, 11.05.2020, von Dr. Elke Oberhofer

laufen

Quelle: Klicker / pixelio.de

Es wird oft kontrovers diskutiert, ob gelenkbelastende Sportarten wie Laufen (Joggen), Tennis oder auch Aerobic Gelenke früher verschleißen lassen. Diese Diskussion kommt auch regelmäßig bei künstlichen Gelenken auf, die aber nicht Gegenstand dieser Studie waren.

Die US-Forscher kommen darin vielleicht etwas überraschend zu dem Schluss (Zitat):

„Es sei ermutigend zu sehen, dass sich auch ältere Menschen mit hohem Arthroserisiko belasten könnten, ohne dass es langfristig zu nachweisbaren Gelenkabnutzungen komme.“

Den kompletten Artikel und den Aufbau der Studie mit fast 1200 Teilnehmern gibt es hier…