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Lebenslange Achtsamkeit mit künstlichen Gelenken?

Do, 14. Juli 2022 1 Kommentar

… und wie und wo bekomme ich eigentlich die richtigen Informationen dazu


Zunächst die gute Nachricht:
Im Alltag und im Sport muss man nach kompletter Ausheilung einer Hüft- oder Knie-TEP kaum etwas beachten und kann das Implantat prinzipiell aus seinem Gedächtnis streichen.
Aber die, wenn auch geringe Gefahr, dass sich längere Zeit nach dem Einsatz ein Kunstgelenk infizieren kann, ist leider nicht ganz auszuschließen, kann aber mit entsprechenden Vorsichtsmaßnahmen bis zu einem Promillebereich minimiert werden.

Oft stellen wir jedoch fest, dass Patienten nach einem künstlichen Gelenkersatz gerade zu diesen wichtigen und auch in Eigenverantwortung stehenden Vorsichtsmaßnahmen nicht oder nur unzureichend aufgeklärt werden.

Nachfolgend der Versuch einer Einordnung der Fakten und Sensibilisierung der Betroffenen:

Bis zu zwei Jahre nach einer Implantation besteht ein erhöhtes Infektionsrisiko, dass danach abflacht aber nie komplett ausgeschlossen ist. Eine Infektion des Kunstgelenkes ist der Supergau, der nur mit größter Erfahrung, frühzeitiger Diagnose und zeitnaher Therapie zu beherrschen und in dem meisten Fällen mit einer Revisions-OP verbunden ist. Das bedeutet für den Betroffenen eine lange Leidenszeit und Ungewissheit, ob die Infektion am Ende der Behandlung auch vollständig ausgemerzt ist.

Worauf muss ich achten?
Bei allen bakteriellen Infekten und Eingriffen, die Bakterien freisetzen können, gilt erhöhte Wachsamkeit – ganz besonders in den ersten zwei Jahren nach der Operation.

Wie erkenne ich, ob eine Infekt viral oder bakteriell ist?
Im Zweifel als medizinischer Laie überhaupt nicht und deshalb immer einen Arzt hinzuziehen.
Ein Anhaltspunkt für eine bakterielle Infektion kann aus Wunden austretender Eiter sein (z.B. ein eitriger Zeh- oder Fingernagel). Katzen- und Zeckenbisse können sich auch rasch infizieren und bakteriell verunreinigt werden. Aber auch ein sicher für viele vermeintlich eher harmloses Gerstenkorn am Auge ist ein bakterieller Infekt und sollte daher immer von einem Augenarzt mit Hinweis auf das künstliche Gelenk behandelt werden. Auch eine Blasenentzündung ist immer bakterieller Art und erfordert daher höchste Beachtung.
Ein viraler Infekt ist z.B. eine Erkältung, Grippe oder auch aktuell Covid und daher für das Kunstgelenk zunächst ungefährlich. Zu beachten ist allerdings, dass durch die vorgenannten Infekte das Immunsystem etwas geschwächt wird und sich dann aus einem viralen Infekt auch ein bakterieller entwickeln kann. Deshalb auch hier im Zweifel einen Arzt aufsuchen.

Bei welchen Eingriffen besteht die Gefahr einer Infektion für die TEP?
Gerade dieses Thema wird oft kontrovers diskutiert – auch in den orthopädischen Fachgesellschaften. Weitgehend gesichert ist die Erkenntnis, dass bei blutigen Zahneingriffen (Extraktion, Zahn-Implantate) auf Grund der vielen Bakterien im Mund, eine antibiotische Behandlung angeraten ist. Bei einer professionellen Zahnreinigung gehen die Meinungen auseinander. Als Anhaltspunkt raten wir, immer abgestimmt mit dem Zahnarzt und ggf. auch mit dem Operateur, dann einen sog. Single-Shot (Einmalgabe eines Antibiotikums vor der Behandlung) zu nehmen, wenn es bei der Zahnreinigung zu starten Blutungen kommt, z.B. auf Grund einer Parodontose.
Auch eine Darmspiegelung birgt die Gefahr einer bakteriellen Infektion und sollte in Abstimmung mit dem behandelnden Arzt antibiotisch abgedeckt werden.
Die jeweiligen Fachärzte sollten mehrheitlich wissen, können aber nur korrekt handeln, wenn Sie als Patient auch auf Ihr Kunstgelenk vor der Behandlung hinweisen.

Begünstige ich damit Antibiotika-Resistenzen?
Auch diese Frage wird stets kontrovers diskutiert. Das Hauptproblem der Antibiotika-Resistenzen ist allerdings nicht die Verabreichung bei medizinischer Notwendigkeit, sondern der überbordende Einsatz in der Massentierhaltung.
Es gilt für jeden selbst abzuwägen: Riskiere ich eine Infektion meines künstlichen Gelenkes durch Ablehnung von Antibiotika oder möchte ich das bestehende Restrisiko weiter minimieren.

Woher und wie bekomme ich die richtigen Informationen?
Genau diese Frage wurde vor kurzen in unserer Selbsthilfegruppe TEPFIT in Facebook gestellt.
Zum einen natürlich in der genannten Selbsthilfegruppe, die von Ärzten und Fachexperten begleitet wird. Außerhalb von Facebook sei auf den Verein ArthroseKompetenzNetzwerk TEPFIT e.V. hingewiesen, dessen Hauptziel valide Information für Betroffene rund um alle Themen zu Arthrose und künstlichen Gelenke ist. Wenn Sie den Verein durch einen geringen Jahresbeitrag unterstützen und aus erster Hand an Informationen wie diese kommen möchten, werden Sie einfach Mitglied.
Natürlich kann auch „Dr. Google“ helfen, aber nur wenn man auch korrekte Infos von Fake-News (in diesem Artikel finden Sie am Ende auch Links zu seriösen Informationsquellen) wirklich unterscheiden kann und ausgiebig selbst recherchiert.
Eine geprüfte Stelle, um Informationen zu einzelnen Krankheitsbildern zu finden (z.B. zum oben erwähnten Gerstenkorn) ist die Seite des Bundesministerium für Gesundheit Gesund-Bund.de. Leider wird diese Seite kaum beworben und erscheint in Suchmaschinen, wenn man nicht ganz gezielt danach sucht, selten auf der ersten Seite.

Übrigens gelten vorstehende Informationen nicht nur für Kunstgelenke sondern auch für andere Implantate wie z.B. Herzschrittmacher oder Defibrillatoren.

Bitte beachten: 
Der vorliegende Blogbeitrag dient ausschließlich zur allgemeinen Information. Die Inhalte dieses Blogbeitrages beschreiben persönliche Erfahrungen und ersetzen weder Diagnose, Untersuchung noch das persönliche Arztgespräch. Medizinische Fragen sollten grundsätzlich immer mit dem Arzt/Ärztin Ihres Vertrauens geklärt werden.

Valide Informationen in der digitalen Welt

Über Fehl- und Falschinformationen in den Untiefen des WorldWideWeb – gerade auch zu den Themen Arthrose und künstliche Gelenke – habe ich schon einige Male hier berichtet.
Leider machen diese auch vor Klinik-Webseiten nicht halt (siehe gerne die Beiträge Kann man Informationen auf Klinik-Webseiten immer glauben? oder auch Der mündige und aufgeklärte Online-Patient – eine Herausforderung für Betroffene und Ärzte).
Mit Christina Auffenberg von alley habe ich darüber gesprochen, wie valide und verlässliche Informationen im Netz zu erhalten, sowie verifizierte digitale Angebote zu finden sind.
alley ist die smarte Begleiterin bei Arthrose in Knie und Hüfte und sorgt für einen optimalen Behandlungsweg. alley bereitet zudem auf Behandlungstermine vor, unterstützt und koordiniert diese, bietet den Betroffenen individuelle Videos und Übungen an, liefert passgenaue Informationen und steht zudem auch ganz analog mit einem Care Management Team Patienten und Ratsuchenden zur Seite.

Im nachfolgenden knapp 8-minütigen Interview geht es darum, welche Informationen Betroffene, wann und warum benötigen und wie diese am besten zu erhalten sind. Dabei sind unsere nunmehr siebenjährigen Erfahrungen aus unserer TEPFIT-Selbsthilfegruppe natürlich eingeflossen.